Was die Medien verschweigen: Ist Amazon.de Freund oder Feind?
10. 04. 2018 Autor Milan Fiala„Wer nach Informationen sucht, fragt Google. Wer ein Produkten sucht, der nutzt Amazon.“ Diese Aussage ist in Deutschland Alltag, denn Amazon.de ist derzeit die zweitgrößte deutsche Suchmaschine. Wie geht es Amazon in Deutschland eigentlich? Und ist es ein Risiko oder eine Chance für uns?
Deutschland ist der wichtigste Auslandsmarkt für Amazon. Diese Tatsache zeigt, wie wichtig die Existenz dieses Portals für den deutschen Markt ist. Amazon ist einer der größten Online-Händler auf dem deutschen Markt – sowohl in Bezug auf Traffic als auch auf Umsatz.
Wer kauft bei Amazon?
Die beliebtesten Online-Shops werden in Deutschland offensichtlich von Amazon und OTTO dominiert. Die Umfrage des Statistikportals Statista.com hat auch eine sehr überraschende Erkenntnis gebracht, dass fast jeder Deutsche (96% der Befragten über 18 Jahre) schon einmal etwas Amazon gekauft hat. Im Vergleich zu den Vorjahren ist ein deutliches Plus bei deutschen Nutzern zu verzeichnen, die bereits online gekauft haben. Monatlich zählt Amazon in Deutschland über 180 Millionen Nutzer. Den zweiten Platz in der Beliebtheitsskala unter den Deutschen macht Otto.de.
Wer verkauft bei Amazon?
Zum Zeitpunkt seiner Gründung im Jahr 1994 konzentrierte sich Amazon ausschließlich auf den Verkauf von Büchern. Diese Spezialisierung hielt sehr lange an. Auf dem deutschen Markt verkaufte Amazon noch im 1998 lediglich Bücher. Derzeit sind mehr als 40.000 Händler auf Amazon vertreten. Die meisten verkaufen die gleichen oder ähnliche Produkte und verursachen auf diesem Portal einen wirklich enormen Wettbewerb. Um erfolgreich zu sein, müssen Sie, wie Google, Ihre Produkte auf die höchsten Suchpositionen bringen. Im Folgenden beschreiben wir, was für die Optimierung bei Amazon am wichtigsten ist.
Die meistverkaufte Kategorie bei Amazon ist Elektronik. Direkt dahinter kommen Bücher. Mittlerweile kann man bei Amazon jedoch praktisch alles kaufen, was Sie sich vorstellen können.
Wie läuft der Verkauf bei Amazon?
Das Geschäft mit dem Verkauf von Produkten auf Amazon kann wirklich (fast) jeder und ist kein Hexenwerk. Es ist wichtig, dass Ihre Produkte einen EAN-Code haben. Wenn Sie diesen Code nicht haben, d.h. Sie sind eine Originalmarke, dann benötigen Sie mindestens eine Handelsmarke für Ihre Produkte. Wenn Sie diese beiden Voraussetzungen erfüllen, steht Ihnen nichts im Wege, Ihre Produkte hochzuladen und die Verkäufe zu starten.
Amazon berechnet standardmäßig für jeden getätigten Kauf eine feste monatliche Gebühr und eine prozentuale Provision (die Zahlung erfolgt direkt über Amazon und überweist den Nettogewinn dann an die einzelnen Verkäufer). In Bezug auf Transport, bietet Amazon zwei Lösungen – entweder können Sie sich selbst um Lieferung und Transport an den Kunden kümmern (bedenken Sie, die Provision wird aus dem Gesamtkaufbetrag berechnet, d.h. einschließlich der Kosten für den Transport.) oder Sie verlassen sich auf Amazon in Bezug auf die Lieferung. Wenn Sie sich für die zweite Option entscheiden, also für den Versand direkt über Amazon, können Sie auch die hervorragenden Logistikleistungen des Giganten nutzen. Ein Teil Ihres Sortiments wird direkt an das Amazon-Lagerhaus geschickt und von dort kümmert sich Amazon um die gesamte Sache.
Kostenlose Rückerstattung, die den gesamten deutschen Markt verändert
In unseren Artikeln über die deutschen Kunden oder den erfolgreichen Aufbau eines E-Shops auf dem deutschen Markt haben wir bereits geschrieben, dass der deutsche Kunde einer der anspruchsvollsten Kunden in Europa ist. Eine der typischen Eigenschaften ist, dass bestellte Produkte in großen Mengen zurückgesendet werden. Es ist nichts Ungewöhnliches, wenn der Kunde drei Shirts bestellt und die anderen zwei zurücksendet, weil Größe oder ähnliches nicht den Vorstellungen entspricht. Außerdem erwarten die Deutschen, dass der Händler die Versandgebühren, einschließlich des Rückversands übernimmt!
Diese deutsche Gewohnheit kann für kleinere E-Shops teuer werden, planen Sie also damit und kalkulieren Sie es ein. Kostenfreie Retouren für den Kunden wurden in Deutschland mit dem Aufkommen von Amazon immer populärer und gehören heute definitiv zum Standard.
Laut Amazon können Sie die Ware inklusive Versandkosten in den folgenden drei Fällen zurückzugeben:
- wenn Sie ein schlechtes oder beschädigtes Produkt erhalten haben
- wenn Sie das Rückgaberecht innerhalb von 14 Tagen nutzen und der Preis für das zurückgesandte Produkt 40 Euro übersteigt
- wenn Sie das Recht zur Rückgabe von Kleidung, Schuhen oder Handtaschen innerhalb von 30 Tagen verwenden
Optimierung für Amazon
In fast allen Medien hören Sie, dass Amazon eine Bedrohung für andere Onlineshops darstellt. Nur wenige Quellen verraten Ihnen, wie Sie auf Amazon wirklich erfolgreich sein können.
Wie bei Google müssen Sie Ihre Produkte optimieren, um wirklich wettbewerbsfähig zu sein und die Chance zu haben, in den Suchergebnissen so hoch wie möglich zu klettern.
„On-Page-Optimierung“:
- Produkttitel – Dies ist der wichtigste Bewertungsfaktor für den Amazon-Algorithmus. Die Überschrift sollte immer kürzer als 120 Zeichen sein.
- Die Aufzählungszeichen (Bulletpoints) – neben dem Bild unten – stellen die grundlegende Produktbeschreibung dar. Verwenden Sie immer bis zu 15 Wörter pro Attribut.
- Zugehörige Wörter – sie sind für den Benutzer nicht sichtbar, für den Amazon-Roboter können Sie jedoch bis zu 5 Wörter auswählen, die zu Ihrem Produkt gehören.
- Produktbeschreibung – Es ist wichtig, wichtige Schlüsselbegriffe abzudecken, ohne dabei zu vergessen, dass die Beschreibung nicht nur von Robotern, sondern auch von Menschen gelesen wird.
- Bilder – es ist auch wichtig, die besten Bilder bereit zu stellen; das Visuelle ist in den meisten Fällen wichtiger als der Inhalt selbst.
Faktoren für eine bessere Performance:
- Preis – auch in Deutschland sehr wichtig. Wenn Sie das gleiche Produkt teurer anbieten, werden Sie nicht viel verkaufen.
- Produktlagerung – Waren auf Vorrat haben. Niemand möchte ewig auf seine Bestellung waren.
- Liefer-/Versandgebühren – die Deutschen schätzen eine kostenlose Lieferung sehr. Bieten Sie diese sogar für Waren höherer Preise an.
- Kundendienst – Kundenbetreuung sollte beachtet werden. Einen deutschen Kunden zu gewinnen ist teurer als bei einem tschechischen Kunden, also sollten Sie wirklich versuchen, den Kunden zu behalten.
- Prozentsatz der Retouren – Wenn der Benutzer das Produkt zurückgibt, besteht die Möglichkeit, dass sie von Amazon erneut gekauft werden. Wenn Ihre Produkte oft zurückgegeben werden, wird Amazon Ihre Bewertung reduzieren.
- Verkaufsfrequenz – Produkte, die am häufigsten verkauft werden, haben normalerweise die höchste Suchrate. Versuchen Sie, Ihre Produkte zu einem Bestseller zu machen.
- Produktbewertung und Händler – Menschen kaufen gerne etwas, das andere ohne Zweifel empfehlen. Aber Vorsicht vor falschen Bewertungen, Amazon bestraft schon einiges!
Amazon in der Tschechischen Republik?
Wird es Amazon in der Tschechischen Republik geben? Wenn ja, in welcher Form? Und wie kann Amazon den tschechischen E-Commerce-Markt managen?
Sehr viele Besitzer / Betreiber von tschechischen E-Shops sind sehr besorgt über diese Fragen. Viele von ihnen sorgen sich, dass ähnliche Situationen wie in Deutschland eintreten, dass Amazon die kleinen und mittleren E-Shops verdrängt. Aktuell deutet jedoch alles darauf hin, dass Amazon noch nicht für den vollen Markteintritt in Tschechien bereit ist. Tschechische Internet-Hegemonen wie Alza oder Mall haben keine Angst vor ihrer dominanten Position, obwohl die Übersetzung von Amazon.de ins Tschechische unter den tschechischen E-Shops für Aufsehen gesorgt hat.
Erst kürzlich, Anfang Februar, berichtete Amazon, dass Amazon in Dobrovíz kein Rücksendezentrum betreiben wird, von dem die Warenverteilung erfolgen könnte. Alle tschechischen Rücksendungen werden über die verbleibenden Logisitkzentren in Europa abgewickelt. Tschechische Amazon Kunden zahlen 2,50 Euro für eine Standardlieferung. Wenn Sie für über 39 € kaufen, ist der Versand völlig kostenlos. Die Lieferzeit beträgt 4-8 Werktage für eine Standardlieferung.
Vergleicht man Amazon mit dem chinesischen Trend AliExpress auf längere Sicht, werden wir relativ interessante Zahlen bekommen. Bereits seit 2014 wurde AliExpress auf dem tschechischem Google ölfter als Amazon gesucht. Haben wir in Tschechien vielleicht unnötigerweise Angst vor Amazon? Kommt die Expansion doch eher aus dem Osten?
Fazit
Amazon sollte nicht als Bedrohung, sondern als Chance gesehen werden. Auf der einen Seite gibt es eine Geschäftsmöglichkeit, wenn der Onlineshop zum Beispiel der Hersteller des gegebenen Produkts ist. Und auf der anderen Seite, kann man Amazin als Gelegenheit betrachten, unseren eigenen Kundenservice zu verbessern. Die Existenz von Amazon in Deutschland bedeutet nicht automatisch, dass alle anderen E-Commerce-Projekte vertrieben werden und bankrott gehen. Und wenn Sie sich entscheiden, auf dem deutschen oder einem anderen europäischen Amazon zu verkaufen, dann empfehlen wir Ihnen, unsere Tipps zu befolgen. Ihr Erfolg ist praktisch garantiert.
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