5 Aspekte der Website-Lokalisierung
08. 11. 2023 Autor Sina MüllerUnternehmen, die sich für eine Expansion auf ausländische Märkte entscheiden, kommen nicht darum herum, ihre Website für den neuen Markt vorzubereiten. Nachfolgend werden wir erläutern, wieso es wichtig ist, den Inhalt der Website nicht lediglich zu übersetzen, sondern zu lokalisieren, welche Herausforderungen bevorstehen und welchen Nutzen Unternehmen daraus ziehen werden.
Was bedeutet Webseiten Lokalisierung?
Das Lokalisieren einer Webseite bezieht sich auf den Prozess der Anpassung von Webinhalten an die kulturellen, sprachlichen und anderen spezifischen Anforderungen einer Zielgruppe oder eines Marktes. Dies umfasst Übersetzungen, Werte und Trends, rechtliche Vorgaben und lokale Online Shopping Gewohnheiten. Ziel ist es, die Zugänglichkeit, Relevanz und Benutzerfreundlichkeit der Webseite für Nutzer im spezifischen geografischen oder kulturellen Kontext zu verbessern.
In manchen Fällen, gehen Unternehmen noch ein Stück weiter und passen Markennamen und -identität für den Eintritt in einen neuen Markt an. Hier ein paar Beispiele, in denen eine Markenlokalisierung sinnvoll war:
fuzetea in der Schweiz
Der Coca-Cola-Konzern testete vor Markteintritt des Eistees fuzetea, wie eine Fokusgruppe auf den Namen reagiert. Das Ergebnis: fusetea. Umgangssprachlich wird “Fuz” oder “Futz” im Schweizerdeutschen als Beleidigung genutzt. Um Probleme bei der Produkteinführung vorzubeugen, haben sie sich die Umbenennungen einiges kosten lassen.
Dr. Oetker in Italien
Vor der Expansion auf den italienischen Markt hatte Dr. Oetker Bedenken, dass die Tiefkühlpizza wohl keine großen Erfolge feiern würde, wenn sie unter einem deutschen Namen ihre Produkte verkaufen würde und die Aussprache in Italien nicht gut ausgesprochen werden konnte. Daher wurde der Brand-Name in Cameo geändert und damit ein großer Erfolg auf dem italienischen Markt.
- Mr Clean
Die bekannte Marke Mr. Clean des US-amerikanischen Konzerns Procter & Gamble wurde in die lokalen Sprachen übersetzt, wie Don Limpio (Spanien), Mastro Lindo (Italien) oder Monsieur Propre (Frankreich), um den Markennamen besser an die Kultur anzupassen.
Keine Sorge! Um mit der eignen Marke auf einen ausländischen Markt zu expandieren, ist es nicht zwingend nötig, und oftmals gar nicht sinnvoll, den Markennamen oder das Logo zu ändern. Es würden einige Kosten zusammenkommen und vielleicht würde die Marke trotzdem nicht die gewünschten Erfolge erbringen. Trotzdem gibt es genug weitere Lokalisierungsaspekte, die gerade bei einer Online Expansion zu beachten sind. Schauen wir uns die wichtigsten an…
Interessieren Sie sich für Online Handel in verschiedenen Ländern? Schauen Sie sich unseren Blogartikel über den E-Commerce in Ungarn oder die Online Expansion nach Polen an.
Die wichtigsten Aspekte der Website-Lokalisierung
Das Konzept der Lokalisierung wird von uns in fünf wichtige Aspekte unterteilt. Nachfolgend gehen wir im Detail auf diese ein und geben hilfreiche Tipps, wie die Lokalisierung auf dem Zielmarkt gelingt.
1. Sprache
Die Relevanz der Lokalisierung einer Webseite für einen fremden Markt ist nicht von der Hand zu weisen. Doch startet man? Welche Prioritäten sollten gesetzt werden und wo bekommen Unternehmen die Informationen her, um sie auf ihrer deutschen Webseite einzubauen?
Nachfolgend werden die wichtigsten Aspekte der Website-Lokalisierung aufgeführt und hilfreiche Tipps mit auf den Weg gegeben, wie die Lokalisierung der eigenen Webseite gelingt.
- Lokale Online Shopping Gewohnheiten
Grundlegend sollten Online Shopping Gewohnheiten der lokalen Zielgruppe analysiert und implementiert werden, um zu verstehen, wie das Einkaufserlebnis so angenehm wie möglich wird. Einer der häufigsten Gründe für den Abbruch des Kaufprozesses ist, dass die bevorzugte Bezahlmethode nicht angeboten wird. Dadurch entstehen Verluste, die leicht zu vermeiden sind.
Beispiel: Bezahlmethoden in Deutschland
Für Online Shops in Deutschland ist PayPal als Bezahlmethode beinahe Pflicht, es ist die beliebteste Bezahlmethode. Deutsche schätzen die Sicherheit und Datenschutz, da die eigenen Finanzdaten nicht preisgegeben werden und die Zahlungen gleichzeitig schnell und einfach sind.
Ebenfalls beliebt ist die Methode Kauf auf Rechnung, also jetzt kaufen später bezahlen, die Nutzer erhalten zuerst die Ware und können die Zahlung erst später tätigen. Viele Zahlungsdienste, wie Klarna oder PayPal, bieten diese Dienstleistungen an. Diese Zahlungsart ist für die Kunden von Vorteil, da sie vor Betrug geschützt sind und erst die Ware bezahlen, nachdem sie bei ihnen angekommen ist. Für Unternehmen besteht das Risiko einer ausbleibenden Zahlung, jedoch kann vor dem Abschluss des Kaufs automatisch eine Bonitätsabfrage stattfinden, um die Händler zu schützen.
Generell sollten zwischen 3 und 5 verschiedene Bezahlmethoden angeboten werden, im besten Fall:
- Paypal
- Kauf auf Rechnung
- Lastschrift
- Kreditkarte
- Sofortüberweisung
Neben den Bezahlmethoden sind Versandmethoden, wie Lieferung nach Hause, Lieferung in eine Packstation oder Abholung per Click and Collect sehr individuelle Gewohnheiten, auf die eingegangen werden sollte, um die User davon zu überzeugen, den Einkaufsprozess abzuschließen.
- Vertrauen aufbauen
Vertrauen ist einer der wichtigsten Conversion-Faktoren. Nutzer sind vorsichtig im Internet und werden erst Bestellungen absetzen, wenn sie von der Seriosität des Online Shops überzeugt sind. Neben dem allgemeinen Erscheinungsbild und der sprachlichen Korrektheit, gibt es verschiedene Werkzeuge, um das Vertrauen der Nutzer zu gewinnen.
Online Shop Siegel
Um zu bestätigen, dass ein E-Shop oder eine Webseite glaubwürdig ist, schauen sich Kunden die Trust Signals an, das heißt die Rezensionen, Empfehlungen und auch die Gütesiegel. Online-Shops mit Gütesiegel garantieren Sicherheit, Verfügbarkeit und Vertrauen, dass bestellte Pakete problemlos ankommen. In Deutschland gibt es eine Reihe an Trust Seals für Online Shops, das bekannteste und wichtigste ist Trusted Shops.
Trusted Shops bietet verschiedene Dienstleistungen und Vorteile:
- Trusted-Shop-Gütesiegel: Vor der Vergabe des Siegels werden Online-Händler auf Herz und Nieren geprüft. Das garantiert den Online-Shoppern u.a. Datenschutz und eine schnelle und einfache Erreichbarkeit der Händler.
- Trusted-Shops-Käuferschutz: Kunden eines zertifizierten E-Shops genießen einen besonderen Schutz, falls mit der Lieferung etwas schieflaufen sollte. Der kostenlose Käuferschutz erstattet Ware bei Nicht-Lieferung, Nicht-Erstattung und Paketverlust mit bis zu 100 € pro Einkauf.
- Trusted-Shops-Bewertungen: Authentische Kundenrezensionen und Bewertungen garantieren echte Erfahrungen, die Kunden bereits mit einem Online-Shop gemacht haben.
- Trusted-Shop-Browser-Erweiterung: Die Browser-Erweiterung ist ein Service, der heruntergeladen werden muss, nach der Installation des Service, werden die Google-Suchergebnisse um das Gütesiegel ergänzt, damit Kunden in der Google-Suche auf den ersten Blick vertrauenswürdige Online-Shops erkennen können.
- Rechtliche Vorgaben
Für Online-Shops gibt es EU-weite Vorgaben, die eingehalten werden müssen. Jedoch können unterschiedliche Länder zusätzliche Vorgaben haben, die etwas spezieller ausfallen können.
Button Solution
Ein Beispiel aus Deutschland ist die sogenannte Button-Lösung, so können die Buttons, die den Bestellprozess abschließen nur bestimmte Bezeichnungen haben:
Zulässige Bezeichnung | Unzulässige Bezeichnung |
Kostenpflichtig bestellenZahlungspflichtig bestellenZahlungspflichtigen Vertrag schließenJetzt kaufen | AnmeldungBestellenWeiterBestellung abgebenBestellen und KaufenKaufenJetzt freischalten |
Wenn die Bezeichnung des Bezahl-Buttons von der zulässigen Bezeichnung abweicht, kommt kein rechtswirksamer Vertrag zustande. Dadurch wird dem Kunden eine unbegrenzte Rückgabemöglichkeit eingeräumt.
Impressumspflicht
Die Anbieter von Online Shops müssen laut Gesetz eine Anbieterkennzeichnung, auch Impressum genannt, bereitstellen. Zusätzlich muss es mit einem Klick von jeder Seite der Webseite erreichbar sein und gewissen Informationen enthalten:
- Name und Anschriften der Niederlassung des Online-Shops
- Angaben über die juristische Person
- Kontaktdaten
- Registerangaben und USt-ID-Nr
In speziellen Fällen müssen noch weitere Informationen aufgeführt werden.
Wenn ein Online Shop kein Impressum bereitstellt, kann eine Geldbuße von bis zu 50.000 € anfallen, außerdem begeht er einen Wettbewerbsverstoß.
Um diese und weitere rechtliche Vorgaben zu erfüllen, sollte man sich professionell beraten lassen, um die hohen Bußgelder zu vermeiden.
- Sprachliche Korrektheit
Bei der Übersetzung einer Webseite kann es schnell passieren, dass sich Fehler einschleichen. Sei es unkorrekte Ausdrücke oder direkte Übersetzungen, die im Kontext der Produkte keinen Sinn ergeben. Häufig kommt es sogar vor, dass ganze Abschnitte in einer falschen Sprache übernommen werden. Nachfolgend werden verschiedene Beispiele aus vergangenen Analysen dargestellt.
Inkonsequente Ansprache
Das Beispiel zeigt ein Formular für die Anmeldung zum Newsletter. Zuerst wird geduzt (Persönliche Ansprache) und danach gesiezt (Formale Ansprache). Für Muttersprachler sieht das direkt auf den ersten Blick seltsam aus. Es ist besser, sich von vornherein für eine Art der Kommunikation zu entscheiden – formal oder persönlich.
Englisch-Deutscher Mix
Ein weiteres Beispiel ist ein Online-Shop für Bekleidung, der nach Deutschland expandieren möchte:
Auf der Produktseite gibt es einen wilden Mix aus englischer und deutscher Sprache. Um das Vertrauen der potenziellen Kunden zu gewinnen, sollte der Bestellprozess ohne solche Fehler durchgeführt werden können.
Falsche Bezeichnungen
Anstatt den Inhalt der Website “nur” zu übersetzen, liegt der Fokus darauf, die Bedeutung des Contents beizubehalten. Jede Sprache hat dort ihre Eigenheiten. Im Deutschen werden häufig englische Begriffe verwendet, die in unseren täglichen Sprachgebrauch eingewandert sind. Bei der Übersetzung eines Online Shops für Haushaltswaren wird ein “Organizer” schnell zu einem “Veranstalter” (für Veranstaltungen), wenn niemand die Übersetzungen auf den eigentlichen Sinn überprüft.
- Kulturelle Unterschiede
Kulturelle Unterschiede sind nicht von der Hand zu weisen. Wer über die eigenen Landesgrenzen hinweg schon mal in den Urlaub gefahren ist, dem wurde wohl schnell bewusst, wie groß die Unterschiede auch schon innerhalb kleiner Distanzen sein können. Das betrifft auch den Online-Handel. Sei es lokale Feiertage, ein Wertekompass oder die Art der Kommunikation. Es gibt viele Eigenheiten, die es zu beachten gibt. Natürlich sollte man nicht verallgemeinern, doch es gibt viele wichtige Eigenschaften, wie das Online-Shopping-Verhalten, auf das man in verschiedenen Ländern individuell eingehen muss.
Beispiel: Datenschutz
Datenschutz ist ein großes Thema für Deutsche. Nachdem Deutschland zwei politische Systeme hervorgebracht hat, in denen die Überwachung der eigenen Bevölkerung eine wesentliche Rolle bei der Kontrolle, Manipulation und Unterdrückung spielte, das dritte Reich und die Deutsche Demokratische Republik, wird der Datenschutz in der Bevölkerung als sehr wichtig wahrgenommen. Sichtbar wird es, wenn man sich die Verbreitung von Google Street View in Europa ansieht.
Quelle: bigthink.com
Online Shops müssen diesen Wunsch auf Privatsphäre respektieren und ihre Einstellungen entsprechend anpassen.
Dies ist nur eines von vielen Beispielen über die Mentalität der Deutschen. Was von außen vielleicht seltsam wirkt, ist der Schlüssel zum Erfolg auf dem deutschen Markt.
Lokalisierung: So gelingt es!
Also: Was bedeutet Lokalisierung? Zusammenfassend kann man sagen, dass die Lokalisierung einer Website einiges an Vorbereitung braucht. Hilfreich ist es, mit Muttersprachlern und Experten zusammenzuarbeiten, die das Land, die Mentalität und die Eigenheiten der Sprache kennen. Wer mit seinem Unternehmen ins Ausland expandieren und seine Website lokalisieren möchte, ist bei uns an der richtigen Adresse. eVisions beschäftigt Muttersprachler:innen aus mittel- und osteuropäischen Ländern, die die besten Ansprechpartner für ihre jeweiligen Länder sind.
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